Sonntag, 3. März 2013

Das Herz lacht

Hier bin ich gerade ohne Dich und es ist klar das etwas falsch ist. 
Doch ich halt die Luft an und dann schrei ich es heraus:  
Hey, hier bin ich und mir geht´s grad nicht so gut.


Ich steh mit dem Rücken an der Wand. Sie ist kalt und hart. Aber sie sützt mich. Ich sinke an ihr zu Boden. Benommen kauere ich am Boden. Wo bist Du nur? Ich balle die Fäuste und drücke sie immer fester zusammen. Kann Dich nirgends finden! Innerliche schreie ich schon lange. Kann den Ton nicht hervorbringen. Schlage mit der Faust auf den kalten Fußboden. Der Schmerz ist da, aber er dringt nicht zu mir durch. Wo bist Du? Hey, sag mir wo Du hingehst, ich geh den Weg mit Dir, ganz egal wie eisig der Weg auch sein wird. Ich richte mich langsam auf. Ziehe mich an dem hoch, was mich noch am Leben hält. Du. Ich will einfach nur raus. Keine Jacke, keine Schuhe, einfach nur raus, weg von hier, von dem Schmerz der mich zu Boden drückt- erdrückt. Stehe plötzlich einfach draußen. Die Straße ist nass und kalt und meine Füße liegen schwer auf ihr. Ich gehe voran, stütze mich an den Wänden der anderen Häuser, keine Kraft um mich am Leben zu halten. Und ich atme ein. Ich bin ein Kämpfer ohne Visier. Alles gedreht, Sinne wie vernebelt. Und wenn die ganze Welt sich gegen dich stellt. Sie drückt mich so nach unten dass der Abgrund ein Ausblick und kein Ende ist. Ich will nicht sterben müssen damit ich atmen kann. Und das einzige, was mich ans Leben hängt ist die Klinge in den Händen.


Zu wissen, es wird weiter gehen. Zu wissen, das warme Blut fließt noch durch die Adern, die Blutkörperchen sind noch nicht schwarz und kalt. Während die rote, dicke Flüssigkeit die Unterarme entlang fließt, loszulassen. Das Gefühl, das Leben fließt aus dem Körper und hinterlässt doch so viel. Atmen zu können, von all dem was einen  zu Boden drückt, einen erniedrigt und davon abhält zu atmen. Von all dem was uns hindert zu leben. Und während diese warme Flüssigkeit die Arme herunter fließt, zu weinen. All den Schmerz heraus zu lassen, der da ist, ganz gleich wie lange man auf dieser Welt ist. Sie macht einen kaputt. Sie macht mich kaputt. Und verletzlich, die einst Starke liegt am Boden. Ist es nicht das was sie wollen? Einen am Boden zu sehen und es ist schwer ihren Hass Tag für Tag auszuhalten und das Zielobjekt jeden Gefühls zu sein. Zu weinen, und all die Verletzungen und Enttäuschungen raus zu lassen. Loszulassen von all dem was uns unten hält. Das Salz schmecken und zu wissen, man lebt, man ist hier und jetzt anwesend und dieser Kampf ist lange nicht zu Ende gekämpft. Und man weiß man hat noch lange nicht verloren und diese Schlacht ist nicht am Ende. Wenn ich sie verliere, dann war ich zu schwach. Dann wird der Kampf endlich vorbei sein und es wird trotzdem ein Neuer beginnen. Wie soll ich Frieden mit mir schließen? Solange ich mit mir selbst im Kampf bin, Entscheidungen zu treffen und Dinge zu sagen jedesmal ein Kampf mit mir selbst sind, wie soll ich mit anderen Frieden schließen? Und wenn eine Schlacht gewonnen oder verloren ist- es ist ganz gleich, denn es wird immer eine Neue geben solange in mir selbst Krieg ist. Ich möchte schreien und ich möchte weinen! Den Schmerz möchte ich fühlen, weil es der ist, der mich unweigerlich am Leben hält. Der mir mehr und mehr verdeutlicht, diese Schlacht ist noch nicht vorbei und die Krieger gehen auch noch nicht nach Hause. Und dann setzt man die Klinge an und schneidet. Und man hat das Leben in den Händen. Man selbst hat eine einzige Sache unter Kontrolle. Würde ich dem Leben ein Ende setzten? Nein, das glaube ich nicht, weil all mein Blut mir zeigt dass da noch so viel ist, so viel Leben in mir, dass darauf wartet gelebt zu werden und nicht verkümmern will! Und dann setzt man die Klinge an und alles ist für Sekunden gut! Der körperliche Schmerz übertrifft den seelischen für eine gewisse Zeit. Und so lange kann man noch mal atmen, frei sein, loslassen, die Lasten auf den Schultern ablegen und eine Zeit verweilen. Man wird immer tiefer schneiden, weil man in diesen Rausch fällt, je länger der körperliche Schmerz umso länger die Pause vom seelischen. Aber dennoch würde man sich nie das Leben nehmen. Oder sich so verletzten, dass es ein Leben lang Probleme geben wird, denn die Hoffnung ist da, das alles wieder gut wird und diese Hoffnung hält einem im Grunde am Leben, auch wenn es nur der kleine Faden ist der einen daran festigt. Es ist die optimale Lösung, denn es ist auch ein stummer Hilferuf. Wir merken nicht, wie die Leute um uns herum innerlich leiden und daran zu Grunde gehen. Wieso also nicht allen zeigen, wie es einem geht? Der ganzen Welt die Arme entgegen strecken und schreien: "HEY, DAS BIN ICH! ICH BIN HIER UND MIR GEHT´S GRAD NICHT SO GUT!" Wieso still vor sich hin leiden? Körper und Gedanken stehen in Verbindung, was ich denke, werde ich irgendwann vielleicht tun. Wieso dann nicht den seelischen Schmerz mit dem körperlichen überdecken? Für ein paar kleine Minuten am Tag, bis  es erträglicher wird, bis die Pause lang genug war. 

Es ist  kalt. Benommen öffne ich die Augen, sitze auf dem Bürgersteig. Und zu wissen, das Alles war nur in meinem Kopf, ein Traum, flüchtige Gedanken, die Gewissheit, gleich ein paar kleine Minuten Auszeit von diesen Gedanken zu haben, das tut so gut. Immer noch mit verschwommenem Blick richte ich mich auf, gehe nach Hause, ohne daran zu denken, was ich träumte, setze die Klinge an und schneide- 
Blut fließt, Tränen fließen und das Herz lacht vor Erleichterung.



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