Sonntag, 6. Dezember 2015

Für meine Mama

Ich seh dich an, seh durch dich durch. Unsere Verbindung ist nicht mehr da. Wir drehen uns im Kreis. Wir fangen an, wo wir aufgehört haben. Wir waren einmal ein Team. Jetzt schweigen wir uns an. In die Stille reden wir belanglose Worte, sie haben keinen Wert. Wir reden nicht mehr. Ich seh dich an und ich seh in deinen Augen die Sehnsucht und so viel Traurigkeit, die ich in dir wecke. Ich verletze dich mit jedem meiner Schritte. Jeder Schritt entfernt mich mehr von dir. Wir drehen uns im Kreis, doch der Radius wird größer. Entfernt uns. Trennt, was nicht mehr zu vereinen ist. Ich dachte immer wir zwei, das wäre ewig. Auf lange Sicht beständig. Aber wir können nicht loslassen, also müssen wir uns abstoßen. Wir drücken uns voneinander weg. Und ich seh dich nicht mehr.
Ich setzte einen Schritt vor der anderen, ich gehe meinen Weg. Mein Leben geht weiter, auch ohne dich. Es tut weh. Es zerreißt mich.

Für meine Mama

Du bist da wenn ich aufwache, Du bist da wenn ich schlafen gehe. Wenn ich falle, reichst du mir deine Hand. Jeden meiner Wege gehst du mit mir. Du bist immer da. Meine Tränen trocknest du. Meinen Schmerz linderst du. Wenn du glücklich bist, wenn du lachst, wenn du strahlst, tust du mir gut. Du warst die Heldin meiner Kindheit. Warst immer meine starke Schulter, meine Beschützerin. Mit dir gegen den Rest der Welt. Du hast mich groß gemacht, stolz gemacht. Du gabst mir Wurzeln in die eine, und Flügel in die andere Hand.
Aber jetzt geh ich alleine weiter.
Jetzt muss ich meine Hand aus deiner lösen. Und du hälst mich fest, aber du kannst keine Hand halten, die deine loslässt. Du kannst nichts halten, was nicht bleiben möchte. Ich gehe jetzt meinen Weg alleine, und dieser Weg führt nicht zu dir. Du hast mir alles Gute mitgegeben worauf ich heute zurückgreifen kann. Aber jetzt bin ich alt genug. Um Entscheidungen zu treffen. Um Dinge selber zu regeln, um mich um mich zu kümmern. Und ich kann jetzt alleine beurteilen was falsch und was richtig ist. Unsere Ansichten sind unterschiedlich. Unser Geschmack unterscheidet sich. Unsere Werte sind völlig verschieden und die Vorstellung vom Leben ebenso. Wir sind so grundsätzlich andere Persönlichkeiten. Nie würde so jemand glauben, dass wir Mutter und Tochter sind und uns einst so nahe standen. Denn das 'Wir' gibt es nicht mehr. Wir haben aufgehört zu reden. Und das war der erste Schritt in die falsche Richtung, damit haben wir uns zerstört. Weil es jetzt nicht mehr gemeinsam geht,
gehst du deinen Weg,
gehe ich meinen Weg.

"Ich bin dann mal weg."

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