Seit 15 Jahren bin ich wie eine Kuh. Alles fing mit meiner
Geburt an. Denn ich musste zur Welt kommen. Ich durfte mich nicht irgendwann,
irgendwo entscheiden ob ich überhaupt leben möchte. Das wurde für mich
entschieden. Das haben meine Mama und mein Papa für mich entschieden. Und dann
haben sie noch etwas entschieden. Denn selbst als ich mich auf meine Geburt
vorbereitete, war ich nicht alleine, konnte nicht für mich sein. Denn da wollte
noch jemand zur Welt, zur gleichen Zeit wie ich, und es sollte wohl mein
Zwillingsbruder sein. Genau wie ein Kalb auf die Welt kommt, wurde ich auch
geboren, ein Kalb wird künstlich gemacht oder hat, wenn es Glück hat sogar
einen Vater- den es natürlich niemals sehen wird und der sich auch nicht für es
interessieren wird- so wie mein Vater. Von Anfang an wollte ich wie eine Kuh
sein, oder besser: traute mich nicht anders zu sein. Ich aß, was man mir
vorsetzte, war still, sollte ich es sein und beschäftigte mich mit mir selbst,
haben meine Eltern mal keine Zeit oder Lust zum Spielen gehabt. Ich nahm das
Spielzeug was mir zur Verfügung stand und gab mich auch damit zufrieden. Wie
eine Kuh. Sie isst, was sie zu Essen kriegt und nimmt, was sie kriegen kann.
Die nächsten Jahre verliefen ähnlich- wenn nicht sogar gleich. Ich tat was man
mir sagte und tat nicht, was man mir verbot, ich tat alles oder nichts. Ich
mache alles wie sie, versuche mich dennoch zu unterscheiden. Vielleicht werde
ich bald ausbrechen aus diesem einseitigen Leben. Wer weiß. Wie sie, stehe ich
morgens auf und lege mich abends hin, weil es mir so vorgeschrieben wird. Weil
ich wie eine Kuh bin- ein Nutztier das man bis zum letzten Atemzug ausnutzen
wird.
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