Mittwoch, 22. Mai 2013

Trümmer des Herzen

Das ist mein Abschiedsbrief, denn ich hab abgeschlossen.

"Die Zeit vergeht. Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr. Die Erinnerung verblassen wie alte Bücher. Staub legt sich auf die Seiten, verweilt und hinterlässt seine Spuren. Du kannst ihn zwar abwischen, aber er wird nie vollends weg sein."

Sie sitzt auf einem einfachen Holzstuhl, die Knie angewinkelt, eingerollt, den Kopf gesenkt. Die zierliche Gestalt schaut nach oben, aus dem Fenster, beobachtet den Tanz der Blätter im Winde. Jetzt fallen ihr die richtigen Worte ein. "Im Winde verwehen die Erinnerungen der Zeit des Glücks, fallen wie Blätter zu Boden, werden zusammen gekratzt und weggeworfen." Sie seufzt. Was tut sie hier? Das Mädchen legt den Stift beiseite. Eine Gänsehaut klettert die Glieder hinauf. Sie kann nicht klar denken, ist blockiert. Benommen kauert sie in der Ecke des Raumes, kaut nervös an ihren Fingernägel, ihre Augen, so weit aufgerissen, wie die eines gejagten Tieres. Aber das ist sie ja, gejagt, verfolgt, von ihren Gedanken Tag und Nacht gequält. "Nach und nach wird all das um uns herum vergessen, das ist für die Vergessenen dieser trostlosen Welt, so wie ich, so wie du, so wie wir." Sie steht auf, nach einer gefühlten Ewigkeit. Sie ist müde, aber der Tag neigt sich noch nicht dem Ende. Sie zieht sich einen Mantel an, der schwer auf ihren Schultern ruht, so wie auch die Lasten der Vergangenheit. Das rastlose Wesen steigt ins Auto, fährt los. Gedankenchaos. Existenskriese. 
"Wie die Zeit vergeht, durch den Lauf des Lebens oder durch etwas Anderes, spielt das eine Rolle? Irgendwann wird hier alles tot sein, bedeckt mit dem Dreck der Zeit. Die wichtigen Dinge, die Werte, sind unerkannt, verborgen. Was doch ein kleines Lächeln wert sein kann, was ein Wort alles anrichten kann, die kleinen Dinge des Lebens sind diese, die unser aller Leben verändern." Sie gibt Gas, will den Kopf frei kriegen. Die Musik dröhnt, sie spürt die Adern pulsieren, ihren Herzschlag. Beiläufig bemerkt dieses gehetzte Tier, trostlose Wesen, ihre zerfetzten Unterarme. So ist die letzte Nacht also ausgegangen, denkt sie. "Die Narben der Zeit, die der Beweis sind dass ich gelebt habe. Das ich gelebt habe. Das ich verdammt nochmal glücklich war. Bis der Moment des Abschieds da war, und nur ein Haufen Trümmer zurück geblieben ist. Was war für mich? Was ist geblieben?  Was hab ich falsch gemacht? Was habe ich gelernt? Mir ist bewusst ich bin zu weit von meinem Ziel entfernt. Auch wenn dieser Winter kalt wird, ich will mein Herz zurück, auch wenn es das letzte Mal ist." Der Wind weht um ihr Haar, das leicht und unbesorgt umherfliegt. Sie sieht in die Ferne, der Himmel erstreckt sich so unermesslich weit. Rot läuft in das Blau, verzaubert den Himmel in ein Meer voller Seelen. Was wäre, wenn sie einfach geht? Einfach über Nacht, verlässt sie diese Stadt und weint ihr, nicht eine Träne nach. Zuhause angekommen, verfällt sie wie in einen Rausch. Sie packt ihren ganzen Sachen. Sieht noch einmal auf das Bild ihrer Tochter. Wie schön sie ist. Aber sie kann das nicht. Entschlossen legt sie den Brief auf den Tisch, nimmt ihre Sachen, und fährt, weit, weit weg, sehr weit.


 "Die Zeit vergeht. Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr. Die Erinnerung verblassen wie alte Bücher. Staub legt sich auf die Seiten, verweilt und hinterlässt seine Spuren. Du kannst ihn zwar abwischen, aber er wird nie vollends weg sein. Im Winde verwehen die Erinnerungen der Zeit des Glücks, fallen wie Blätter zu Boden, werden zusammen gekratzt und weggeworfen. Nach und nach wird all das um uns herum vergessen, das ist für die Vergessenen dieser trostlosen Welt, so wie ich, so wie du, so wie wir.Wie die Zeit vergeht, durch den Lauf des Lebens oder durch etwas Anderes, spielt das eine Rolle? Irgendwann wird hier alles tot sein, bedeckt mit dem Dreck der Zeit. Die wichtigen Dinge, die Werte, sind unerkannt, verborgen. Was doch ein kleines Lächeln wert sein kann, was ein Wort alles anrichten kann, die kleinen Dinge des Lebens sind diese, die unser aller Leben verändern.Die Narben der Zeit, die der Beweis sind dass ich gelebt habe. Das ich gelebt habe. Das ich verdammt nochmal glücklich war. Bis der Moment des Abschieds da war, und nur ein Haufen Trümmer zurück geblieben ist. Was war für mich? Was ist geblieben?  Was hab ich falsch gemacht? Was habe ich gelernt? Mir ist bewusst ich bin zu weit von meinem Ziel entfernt. Auch wenn dieser Winter kalt wird, ich will mein Herz zurück, auch wenn es das letzte Mal ist. Das ist mein Abschiedsbrief, denn ich hab abgeschlossen."


Mit geöffnetem Mund steht sie in der leeren Wohnung. Ihre Mutter ist fort. Sie ließt den Brief, während ihr die Tränen über die Wangen laufen. Mit zitternder Stimme flüstert sie.."Mama hat abgeschlossen"..
Sie lehnt sich gegen die Wand. Rutscht an ihr zu Boden. Benommen kauert sie dort, ehe sie in ihren Tränen einschläft, schläft und schläft, zum ersten Mal in ihren Leben ist es wirklich still.


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